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Karl August von Hardenberg, preußischer Staatsmann (ca. 1810)

Karl August von Hardenberg (1750-1822) wurde 1798 ins preußische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten berufen; von 1804 bis 1806 diente er als Außenminister und bemühte sich um die Sicherung von Gebietszuwächsen für Preußen im Gegenzug für die Neutralität gegenüber dem napoleonischen Frankreich. Der zweimal auf Napoleons Geheiß entlassene Hardenberg arbeitete hinter den Kulissen für Friedrich Wilhelm III. (reg. 1797-1840), um Preußens Erholung nach dessen verheerender Niederlage in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt 1806 zu fördern. Im Jahre 1810 folgte Hardenberg auf Karl Freiherr vom und zum Stein (1757-1831) im Amt des preußischen Staatskanzlers. Steins Regierung hatte die rechtliche Leibeigenschaft unter den preußischen Kleinbauern aufgehoben und eine gewählte Selbstverwaltung auf Kommunalebene eingeführt. Hardenbergs Kabinett hob anschließend die Zunftmonopole zugunsten einer freien Marktwirtschaft auf, dehnte die Staatangehörigkeit sowie (vorbehaltlich) die Bürgerrechte auf die jüdische Bevölkerung Preußens aus, führte ein neues, staatlich finanziertes öffentliches Bildungswesen von der Grundschule bis zur Universität ein, verwaltete die Umwandlung von adelsabhängigen Kleinbauernhöfen zu unbeschränktem Grundbesitz und setzte ein reformiertes Steuersystem in Kraft. Wie Stein und andere Reformer zielte er auf die Verkündung einer Verfassung mit neuen Parlamentsorganen von oben ab, erlitt jedoch eine Niederlage im Zuge der konservativen Reaktion, die sich nach 1815 über Deutschland und Europa ausbreitete.

In der Außenpolitik vertrat er eine vorsichtig unterstützende Haltung gegenüber Frankreich, bevor er 1813 Preußen der antinapoleonischen Koalition anschloss. Preußen übernahm die Führung bei der Koordinierung der militärischen Kräfte und Feldzüge, die in Napoleons Vertreibung aus Deutschland mündeten. Die preußische Armee war zusammen mit Wellingtons britischen Soldaten Sieger gegen den wiedererstarkenden Napoleon bei Waterloo. Diese Leistungen ermöglichten es Preußen, beim Wiener Kongress 1814/15 wertvolle Gebietszuwächse zu erlangen; dazu gehörte insbesondere der Erwerb des industriell wichtigen Rheinlands und Westfalens. Nach 1819 kam Hardenbergs Reformprogramm zum Stillstand, als konservative Kreise den preußischen König darin unterstützten, die Unterdrückung liberaler, demokratischer und nationalistischer Bewegungen im Volk durch den österreichischen Staatskanzler Clemens von Metternich mitzutragen. Öl auf Leinwand von Johann Heinrich Tischbein dem Älteren (1722-1789), ca. 1810.

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Karl August von Hardenberg, preußischer Staatsmann (ca. 1810)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
Original: Schloss Hardenberg, Nörten-Hardenberg