GHDI logo


Peter Cornelius, Das jüngste Gericht (1836-39)

Das jüngste Gericht von Peter Cornelius (1783-1867) stellt das letzte in einer Reihe von bedeutenden Fresken dar, die vom Kronprinzen Ludwig von Bayern, dem hauptsächlichen Mäzen des Künstlers in den 1820er Jahren, in Auftrag gegeben worden waren. Wie viele seiner Zeitgenossen teilte Ludwig die Überzeugung der Romantiker, die Kunst habe die Macht - und die Verantwortung – die Menschen zu erbauen, die geschichtliche Entwicklung voranzutreiben und die Größe des germanischen Geistes darzustellen. Zu Ludwigs ambitionierten kulturellen Maßnahmen gehörten die Gründung der Glyptothek (ein klassisches Gebäude für antike Skulpturen), der Pinakothek (eine Gemäldegalerie im Renaissance-Stil) sowie der Bau der Ludwigskirche (einer Kirche, deren stilistische Verankerung in byzantinischen und romanischen Formen auf die empfundene spirituelle Reinheit der vormodernen Zeit verweisen sollte). Cornelius malte entsprechende Freskenzyklen für all jene Münchener Gebäude. Als einer der „Nazarener“ war Cornelius vom Mittelalter inspiriert, in dem er ein Zeitalter unvergleichlicher Glaubensstärke und Gemeinschaft sah. Seine offensichtliche Vorliebe für monumentale Formen, besonders die muskulösen Werke Michelangelos, macht allerdings deutlich, dass selbst bei den Nazarenern – in all ihrem theoretischen Streben nach mittelalterlichem Primitivismus – das neoklassische Erbe der Renaissance und der Aufklärung weiterhin die künstlerische Empfindung der Romantiker prägte.

Druckfassung     zurück zur Bilder-Liste vorheriges Bild      nächstes Bild

Peter Cornelius, <I>Das jüngste Gericht</i> (1836-39)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbestiz / Lutz Braun