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Alfred von Schlieffen (um 1900)

Alfred von Schlieffen (1833-1913) hatte eine lange und erfolgreiche militärische Laufbahn, er kämpfte als preußischer Offizier sowohl im Krieg gegen Österreich 1866 als auch gegen Frankreich 1870/71. 1891 ersetzte er Helmuth von Moltke (1800-1891) als Chef des Generalstabs des deutschen Heeres. Seine Sorge vor einem Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland, besonders nachdem Frankreich 1904 eine Entente Cordiale mit Großbritannien unterzeichnet hatte, führten zu Schlieffens Ausarbeitung einer militärischen Strategie gegen eine Einkreisung. Der Schlieffen-Plan, wie er genannt wurde, schlug einen überfallartigen Angriff gegen Frankeich vor, der in einer Zangenbewegung über das neutrale Belgien und Holland stattfinden sollte, mit dem Ziel, Frankreichs Verbindung zum Meer abzuschneiden. Der Großteil des deutschen Heeres sollte sich darauf konzentrieren, Frankreich zu schlagen, während ein kleineres Kontingent die erst langsam mobilisierten russischen Truppen im Osten im Zaum halten sollte.

Schlieffen starb ein Jahr vor Ausbruch des 1. Weltkriegs und erlebte daher das letztliche Scheitern seines berühmten Planes nicht mehr. Die Deutschen hatten weder mit dem starken Widerstand der belgischen Armee gerechnet, noch mit dem Eintreffen des britischen Expeditionskorps in Frankreich oder dem schnellen Vorstoß der russischen Armee nach Ostpreußen. Das Resultat war ein Rückzug der deutschen Truppen, der Bau einer Linie von Schützengräben von der Nordsee bis zur schweizerischen Grenze und ein langer Zermürbungskrieg. Schlieffens Nachfolger, Helmuth Johann Ludwig von Moltke (1848-1916) hatte Schlieffens Plan dahingehend verändert, dass er den rechten Flügel im Westen zugunsten einer verstärkten Truppenentsendung in den Osten schwächte. Insofern wurde der ursprüngliche Plan niemals ausgeführt. Schlieffens Theorien, wie er sie in seinem Buch Cannae beschrieben hat, wurden nach dem 1. Weltkrieg zum Standard-Lehrmaterial in Militärakadamien in Europa und den USA und sollen die Grundlage für die deutsche Blitzkrieg-Strategie im 2. Weltkrieg gebildet haben.

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Alfred von Schlieffen (um 1900)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
Foto: Atelier E. Bieber