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Das Preußische Kabinett und Bismarck nach Königgrätz (1866)

Diese Karikatur von Wilhelm Scholz (1824-1893) erschien im Dezember 1866 in Kladderadatsch. Bismarck (links) wird beim Ziehen des Triumphwagens gezeigt, der Preußens sensationellen Sieg über Österreich in der Schlacht von Königgrätz im Juli 1866 repräsentiert. Bismarcks Kabinettskollegen, in der Mehrzahl Konservative, halten sich am Zugseil fest und verlangsamen so seinen Fortschritt. Darunter ist insbesondere der Bankier und liberale Politiker August von der Heydt (1801-1874) zu erkennen, der im März 1862 zum preußischen Finanzminister ernannt worden war und bereits ein halbes Jahr später zurücktrat, kurz nachdem Bismarck preußischer Ministerpräsident wurde. Trotz seiner anhaltenden Bedenken angesichts Bismarcks autoritärer Tendenzen übernahm von der Heydt 1866 kurz vor der Schlacht von Königgrätz erneut die Rolle als Finanzminister, die er nach erneuten Differenzen mit Bismarck 1869 endgültig niederlegte. Die Karikatur stellt eine Satire auf Bismarcks Auseinandersetzungen mit seinen Kabinettsmitgliedern dar, insbesondere den anderen Konservativen. Sie zeigt die Kabinettsmitglieder als seine Weggefährten dar, die ihn auf seinem Kriegsmarsch begleiten – aber zuweilen auch behindern. Der Bildtext, der Graf Eulenburg, dem damaligen preußischen Innenminister und langjährigem Mitglied der Konservativen Partei, zugeschrieben wird, lautet: „Und in diesem Sinne sind auch wir mit dem Grafen Bismarck einig und haben mit ihm denselben Strang gezogen.“ Obwohl Eulenburg und die anderen behaupten, am selben Strang wie Bismarck zu ziehen, ist es offensichtlich, dass sie ihm mehr Last als Hilfe sind. Quelle: „Parlamentarisches mit Illustrationen“, Kladderadatsch, Bd. 19, Nr. 57 (16. Dezember 1866), S. 228.

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Das Preußische Kabinett und Bismarck nach Königgrätz (1866)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
Foto: Dieter Katz, 2002.