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Verteidiger des alten Glaubens in der Schweiz – Die Artikel der neun Kantone (1525)

In keinem Teil des Reiches stellten sich die örtlichen Regierungen so schnell und so entschieden dem neuen Glauben entgegen wie in der Schweizer Konföderation. Die Frage spaltete die Bundesversammlung (Tagsatzung) und stürzte sie an den Rand eines Krieges (1529) und schließlich in einen Krieg (1531). Zu diesem Zeitpunkt bestand die Konföderation aus dreizehn vollwertigen Mitgliedern oder „Orten“: Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zürich, Zug, Glarus, Bern, Solothurn, Freiburg, Basel, Schaffhausen und Appenzell, sowie mehreren Verbündeten und zwei autonomen verbündeten ländlichen Republiken, Valais und Graubünden. Bei einer Versammlung in Luzern 1525 erklärten die Abgeordneten von neun Orten ihren Protest gegen die religiösen Neuerungen und bekundeten ihre Entschlossenheit, den alten Glauben zu erhalten und gegen die evangelische Agitation und Angriffe zu verteidigen. Im Allgemeinen wurden die größeren Schweizer Stadtstaaten (Zürich, Basel und Bern) protestantisch, während die älteren, weniger kommerziell entwickelten Orte am Katholizismus festhielten und die autnomem ländlichen Republiken gemischt waren.

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Dis sind die artickel von der nün ortten potten, sampt vnnsern lieben eidtgnossenchaft von Wallis potten, vff dem tag zu(o) Lucernn gsetzt vff ein hindersich bringen vnnd gfallen vnnser herrn vnnd obernn. Actum vff Sambstag dem xxviiiten tag Januarÿ, Anno Etc. xxvo

Diewil es leider dar zu(o) komen durch der Lutterischen oder Zwinglischen, ouch anndrer anhengern, predgern, schriben vnnd leren, das an vil ortten vnnd ennden vnnd bsunder in vnnser eidtgnossenchaft, vnnser alltter, warer kristenlicher gloub in vil articklen—vnnd bsunder die h[eiligen] sacrament, ouch die hochwirdigest jungkfrow vnnd die lieben helgen—gezweÿet, veracht vnnd verspottet, der kristenlichen kilchen heilig ordnung satzung vnnd die pen vnnd Strãff, so den übertrettern gsetzt, gott veracht vnnd nitt mer sind. Damitt vnnd nitt also der möntsch (der doch allweg mer zu(o) übell vnnd sunden dann zu(o) gu(o)tten gneigt) gar verru(o)cht on forcht vnnd straff nach sinen bösen mu(o)tt willen lebe, vnd damitt nitt ein jeder jmen nach sinen kopf vnnd verstannd einen glouben schöpf vnnd fürnem. So doch dise irrung gar gross in die welt erwachsen, vnnd der oberst vnnd geistlich hirtt der kirchen vnnd die geistlich oberkeitt in disen sorgen vnnd nötten schwigent vnnd schlaffent, hatt vnns eidtgenossenschaft fur gu(o)tt vnnd nottwendig angsechen, fürkommnis vnnd insechung zethu(o)n, damitt wir vnd die vnnsern, so vnns verwandt vnnd zu(o) versprechen zu(o) stand, von sollcher sect, missglouben vnnd übell nitt vergifft vnnd verfu(e)rtt werden.

Darvmb, so habent wir dise nach gescribnen artickell gsetzt vnnd die zu(o) halltten vffgnomen, biß vff die zitt, das söllich irrung vnnd zwÿtracht, so jetz im glouben ist, durch mittel eins gmeinen kristenlichen conciliums oder durch annder treffenlich gnu(o)gsamlich cristenlich versammlung, dar inn vnnser pottschaften ouch beru(e)fft vnnd dar bÿ sind, abgstelltt, erlüttertt vnnd wider einigkeitt in der kilchen gmacht wird, das jederman weiß, war an er ist. Alls dann wir aber thu(o)n wöllent, alls fromen gu(o)tten kristen zu(o) statt.

Zum ersten, das mengklich, Es sigent geistlich oder weltlich, sich massen vnnd verhu(e)tten sol, werder mitt wortten noch schrifften, gar nicht zereden, ze disputtieren, zeschriben noch in keinen weg anzefechten die zwölff stuck vnnsser waren kristenlichen gloubens, vss dem waren gotts wortt von kristenlicher kilchen angnomen vnnd allweg gehalltten.

Witer, das sich mengklich verhu(e)tten vnnd vermiden sol, wider die heilige siben sacrament von cristo vnnsern bhalltter, ouch vss sinen wortt, von der heiligen kristenlichen kilchen vff gesetzt, niemer nitt zereden, zeschriben noch da von zu(o) disputtieren in keinen weg, sunder sich mengklich vnnd ein jeder kristenlich möntsch flissen sol, die zu(o) erwirdigen, zeglouben vnnd zehalltten, on alls mittell einicher zwifflung, wie dann die kristenlich kilch geordnott vnnd bißhar gehalltten hatt.

Item, es so sich ouch niemant vnderstan, noch in sin gmu(e)tt vnnd fürnemen setzen, die heiligen sacrament—bsunder das opfer der helgen ma(e)ss—mitt all ir ordnung anders zebruchen, ze v(e)ben vnnd mitt zu(o)teillen, dann wie die kristenlich kilch das vffgsetzt geordnott vnnd bißhar gehalltten hett.

Die helgen sacrament sollent ouch vnns leÿen mittgeteilltt, gebrucht vnnd gehalltten werden, wie die von der kristenlichen kilchen vffgsetzt vnnd allweg bißhar brucht ist.

Es sol ouch kein leÿsch möntsch zu(o) dem hochwirdigen sacrament dess altars on vorgende bicht vnnd absolution nach form der kilchen nitt zu(o) gan, ouch nitt vnnder beder gestalltten wider ordnung kristenlichen kilchen begeren oder zenemen sich vnderfachen.

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