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Johannes Brahms, Ein deutsches Requiem, Opus 45 (1868)

Johannes Brahms (1833-1897) war ein Gigant der deutschen Musik im 19. Jahrhundert. Er wurde in Hamburg als Sohn eines Berufsmusikers geboren und erhielt schon früh eine Klavier- sowie Kompositionsausbildung von einem renommierten Lehrer, Eduard Marxsen. Im Alter von 19 Jahren verließ er Hamburg, um eine Laufbahn als Berufsmusiker einzuschlagen und hatte das Glück, ein Empfehlungsschreiben an zwei Größen des deutschen Musiklebens, den Komponisten Robert Schumann (1810-1856) und dessen Frau, die Klaviervirtuosin Clara Schumann (1819-1896), in der Tasche zu haben. Nachdem Robert Schumann Brahms eine seiner Kompositionen auf dem Klavier hatte spielen hören, begrüßte er den jungen Mann sofort freudig als das Genie, auf das die Musikwelt bereits seit dem Tod Beethovens 1827 gewartet hatte. Brahms trug diese Last für den Rest seines langen Lebens. Dieser Sachverhalt erklärt sowohl sein hochentwickeltes Bewusstsein für die Vergangenheit als auch sein hohes Maß an Selbstkritik. Im Jahr 1863 wurde er zum Leiter der Wiener Singakademie ernannt. Obwohl er im folgenden Jahr von seinem Amt zurücktrat, entschloss er sich, in Wien zu bleiben. Von 1872 bis 1875 dirigierte er die Konzerte der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde. Danach nahm er keine formelle Stellung an, sondern widmete sich ganz dem Komponieren und der gelegentlichen Aufführung seines eigenen Werks.

Ein deutsches Requiem war die erste seiner Kompositionen, die ihm internationalen Ruhm und finanzielle Sicherheit brachten. Ihr beherrschendes Thema ist Trost für die Lebenden: „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ Das Werk wurde in drei Hauptphasen in Brahms’ Leben komponiert, beginnend Mitte der 1850er Jahre. Der Großteil des Requiems entstand nach dem Tod seiner Mutter 1865. Den fünften Satz fügte er später hinzu, nach der Uraufführung in Bremen 1868. Die Endfassung wurde 1869 veröffentlicht und am 18. Februar 1869 im Leipziger Gewandhaus aufgeführt.

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Text
[Der Text ist der von Brahms ausgewählte.]


I

Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.
(Math. 5, 4.)

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen, und kommen mit Freuden und bringen ihre
Garben. (Ps. 126, 5.6.)


II

Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen.
Das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen.
(Petri 1, 24.)

So seid nun geduldig, lieben Brüder, bis auf die Zukunft des Herrn. Siehe, ein Ackermann
wartet auf die köstliche Frucht der Erde und is geduldig darüber, bis er empfahe den
Morgenregen und Abendregen.
(Jacobi 5, 7.)

Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit.
(Petri 1, 25.)

Die Erlöseten des Herrn werden wieder kommen, und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige
Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen und Schmerz und
Seufzen wird weg müssen.
(Jessias 35, 10.)

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