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Korherr-Bericht über die Vernichtungsstatistiken der Endlösung der Judenfrage (vom 23. März 1943)

Die intensivste Phase der industriellen Judenvernichtung erstreckte sich von März 1942 bis Februar 1943. Die Ermordung von etwa zwei Drittel der Opfer in diesem Zeitraum bedeutete einen massiven logistischen Aufwand für das NS-Regime, wie der folgende sogenannte Korherr-Bericht veranschaulicht. Er wurde auf Veranlassung Himmlers im Frühjahr 1943 von Dr. Richard Korherr, dem Inspekteur für Statistik beim Reichsführer SS, erstellt. Adolf Eichmann, der als Leiter des Referats IVB4 beim Reichssicherheitshauptamt (RSHA) für die sogenannten „Evakuierungen“ der Juden Europas zuständig war, erklärte später vor Gericht, dass der Korherr-Bericht seine Arbeit ungemein erleichtert habe.

Korherr fand nach dem Krieg zunächst eine Anstellung im westdeutschen Finanzministerium, wurde jedoch 1961 entlassen, nachdem durch die Veröffentlichung des Buches „Die Endlösung“ von Gerald Reitlinger bekannt wurde, welche Bedeutung der Korherr-Bericht für die Konzipierung der „Endlösung“ spielte.

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Der Inspekteur für Statistik beim Reichsführer SS
[Stempel: Geheime Reichssache]

DIE ENDLÖSUNG DER EUROPÄISCHEN JUDENFRAGE
Statistischer Bericht

Inhalt:
I. Vorbemerkung
II. Die Judenbilanz in Deutschland
III. Jüdische Volksschwäche
IV. Die Auswanderung der Juden aus Deutschland
V. Die Evakuierung der Juden
VI. Die Juden in den Ghettos
VII. Die Juden in den Konzentrationslagern
VIII. Juden in Justizvollzugsanstalten
IX. Der Arbeitseinsatz der Juden
X. Europäische Judenbilanz



DIE ENDLÖSUNG DER EUROPÄISCHEN JUDENFRAGE
Statistischer Bericht

I. VORBEMERKUNG

Zur Aufstellung einer Bilanz über die Ergebnisse auf dem Wege zur Lösung der Judenfrage bedarf es der zahlenmäßigen Erfassung des Judentums und seiner Entwicklung. Die Widersprüche in den Zahlenangaben über das Judentum machen jedoch eine Vorbemerkung dahingehend nötig, daß Zahlen über das Judentum stets mit besonderem Vorbehalt aufzunehmen sind und ohne Kenntnis ihrer Quelle und Entstehung oft zu Fehlschlüssen führen. Die Fehlerquellen liegen vor allem im Wesen des Judentums und seiner historischen Entwicklung, in seiner tausendjährigen ruhelosen Wanderschaft, den zahllosen Aufnahmen und Austritten, den Angleichungsbestrebungen, der Vermischung mit den Wirtsvölkern, in dem Bemühen des Juden, sich unbemerkt der Erfassung zu entziehen, und schließlich in falschen oder falsch ausgelegten Statistiken über das Judentum.

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