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Das Problem der Kaderfrage (31. Mai 1983)

In allen Bereichen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft blieb das Problem der Kaderrekrutierung von Frauen bis zum Ende der DDR ungelöst. Am Beispiel der Präsidiumswahlen des Schriftstellerverbandes der DDR werden sowohl die Bemühungen als auch die Schwierigkeiten deutlich, mehr Frauen in Spitzenpositionen zu wählen.

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Schreiben der Berliner Delegation des Schriftstellerverbandes

Mit Interesse haben wir die namentlichen Vorschläge für das künftige Präsidium zur Kenntnis genommen, müssen aber betroffen feststellen, daß die von Frauen verfaßte Literatur zwar in der Gesellschaft der DDR eine gleichrangige Rolle spielt, nicht aber auch in dieser so wichtigen Kaderfrage.

Wir akzeptieren alle vorgeschlagenen Kollegen, möchten aber das Gremium durch ebenso angesehene Schriftstellerinnen ergänzt sehen, und zwar durch mindestens drei.

Folgende Kolleginnen, mit denen bisher unseres Wissens nach noch nicht geredet worden ist, scheinen uns neben anderen als geeignet:

Brigitte Birnbaum
Dr. Renate Drenkow
Gisela Karau
Wera Küchenmeister
Waltraut Lewin
Rosemarie Schuder*
Gisela Steineckert

Wir meinen, daß in einer politisch so wichtigen Frage eine kurzfristige Änderung des Beschlusses möglich sein muß.

[Es folgen die Namen der 13 Unterzeichner]

Das Anliegen ist berechtigt, soviel ich weiß, hat sich bisher unter den angeführten jedoch keine Frau gefunden. Im übrigen stimme ich zu.
Eva Lippold

Ich halte die Präsenz von Frauen im höchsten Gremium unseres Verbandes für unerläßlich.
Jo Schulz

Bewertung: Aufgefordert zu unterschreiben, meine ich, ob drei, ob nicht auch andere, kann ich nicht beurteilen.
Aber ohne eine Frau scheint mir, ist das Präsidium nicht auf der Höhe des Verbandes und seiner Bestimmung.
Günther Rücker

Mit Gisela Steineckert ist nicht gesprochen worden, verwunderlich bis befremdend!
Monika Ehrhardt

Die Qualität der Literatur, die bei uns Frauen schreiben, macht ihre Präsenz im Präsidium unerläßlich.
Walter Kaufmann

Namen sind im Augenblick nicht so wesentlich, das Problem jedoch ist es.
Anneliese Löffler


* Rosemarie Schuder wurde auf dem Schriftstellerkongress als einzige Frau in das Präsidium gewählt – Hg.

Quelle: Bundesarchiv Berlin, SAPMO, DY 30/vorl. SED 32707, abgedruckt in Henrik Eberle und Denise Wesenberg, Hg., Einverstanden E.H. Parteiinterne Hausmitteilungen, Briefe, Akten und Intrigen aus der Honecker-Zeit. Berlin, 1999, S. 187-89.

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