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Der Historiker, Politiker und Friedensaktivist Ludwig Quidde (ohne Datum)

Der Historiker, Politiker und Friedensaktivist Ludwig Quidde (1858-1941) war bereits in den 1890er Jahren ein scharfer Kritiker des deutschen Militarismus im Allgemeinen und des deutschen Kaisers im Besonderen gewesen. 1894 veröffentlichte er ein Pamphlet unter dem Titel Caligula. Eine Studie über den römischen Cäsarenwahnsinn, das damals als ein Angriff auf Wilhelm II. gedeutet wurde. Quidde gelang es, einer Verurteilung wegen Majestätsbeleidigung nur dadurch zu entgehen, dass er die Anklagepunkte leugnete und die Staatsanwaltschaft in die peinliche Lage brachte, auf den Ähnlichkeiten zu beharren. Der Vorfall beendete trotzdem effektiv seine Forscherlaufbahn. (Erwähnt sei in diesem Zusammenhang, dass Professoren in Deutschland allesamt Mitglieder des deutschen Beamtenstandes und als solche Staatsbedienstete waren.)

Quidde arbeitete in der Folgezeit bei der Deutschen Friedensgesellschaft, zu deren Vorsitzenden er 1914 gewählt wurde. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges siedelte er in die neutrale Schweiz über. 1919 wurde er Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei in der Weimarer Nationalversammlung. Als Vorsitzender der pazifistischen Dachorganisation „Deutsches Friedenskartell“ seit 1921 war Quidde die Integrationsfigur der deutschen Friedensbewegung. Nach Veröffentlichung seiner Schrift Der deutsche Pazifismus während des Weltkrieges 1914-1918 wurde er kurzzeitig wegen Landesverrates verhaftet. Zusammen mit Ferdinand Edouard Buisson (1841-1932), dem Begründer der französischen Liga für Menschenrechte erhielt er 1927 den Friedensnobelpreis. 1933 emigrierte Quidde in die Schweiz. Er versuchte auch von hier aus, den Pazifismus zu unterstützen und gründete 1935 das Comité de secours aux pacifistes exilés, eine Hilfsorganisation für pazifistische Emigranten.

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Der Historiker, Politiker und Friedensaktivist Ludwig Quidde (ohne Datum)

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