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Am Morgen nach der Kristallnacht in Kassel: Das geplünderte und zerstörte jüdische Gemeindehaus (10. November 1938)

Die NS-Führung erkannte sofort die Möglichkeit, das von Grynszpan verübte Attentat für ihre eigenen Zwecke auszunutzen. Der Vorfall wurde von der nationalsozialistischen Presse als Komplott des Weltjudentums dargestellt und sollte als Vorwand für die endgültige Enteignung und Vertreibung der verbleibenden Juden aus dem deutschen Reich dienen. Schon am 7. und 8. November kam es auf Anweisung Goebbels’ zu vereinzelten antisemitischen Ausschreitungen, die offiziell als Zeichen der Empörung der deutschen Bevölkerung dargestellt wurden. Nachdem Hitler am Nachmittag des 9. November 1938 vom Tod des Diplomaten erfuhr, ermächtigte er Goebbels, ein landesweites Pogrom zu inszenieren. Am Abend wandte sich Goebbels an die zum Jahrestag des Hitler-Putsches in München versammelten Parteileiter und wies sie an, eine angeblich spontane Vergeltungsaktion gegen jüdische Personen und Einrichtungen zu entfesseln. Partei und SA sollten die Aktion leiten, aber nicht als Organisator zu erkennen sein. Zugleich gaben Heinrich Müller und Reinhard Heydrich Anweisungen an alle polizeilichen Instanzen des Landes, die Ausschreitungen nicht zu behindern. Die Aufgabe der Polizei war allein die Massenverhaftung von Juden, sowie der Schutz von „arischem“ und ausländischem Besitz und Personen und die Verhinderung von Plünderungen. Im Laufe der Nacht ergoss sich eine beispiellose Welle der Gewalt und Zerstörung über die jüdische Bevölkerung Deutschlands. Ihre Wohnungen, Häuser, Geschäfte und Betriebe wurden verwüstet und geplündert. Jüdische Friedhöfe und Gräber wurden geschändet. Nahezu alle der über 1.000 Gebetshäuser und Synagogen im Land wurden zerstört. Nach späteren Schätzungen der Versicherungen betrug der verursachte Sachschaden 39 Millionen RM (Reichsmark) für Brandschäden, 6.5 Millionen RM für zerbrochene Fensterscheiben und 3.5 Millionen RM für geplünderten Besitz. Foto von Carl Eberth.

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Am Morgen nach der Kristallnacht in Kassel: Das geplünderte und zerstörte jüdische Gemeindehaus (10. November 1938)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Carl Eberth