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„Die Südsee ist das Mittelmeer der Zukunft” (13. Juli 1884)

Der Widerwillen, mit dem Bismarck sich 1884 in Deutschlands kolonialen Abenteuern engagierte, wird mit der selbstgefälligen Haltung Lügen gestraft, die er in dieser satirischen Karikatur aus dem Kladderadatsch einnimmt. Südlich des Äquators, verdeckt von der Rauchwolke aus Bismarcks langer Pfeife, erwerben die übrigen europäischen Mächte – nicht Deutschland – fleißig Kolonien. Ein Franzose hat seine Arme weit ausgebreitet in dem Bemühen, ganz Afrika von Osten nach Westen zu umfassen. Ein britischer Matrose hat in Indien und im Nahen Osten Haltegriffe gefunden, ein winziger Holländer greift nach Ostindien, ein Japaner hat ein Auge auf Ostasien geworfen, ein Russe steckt seinen Kopf bei Merw in Persien heraus, das 1884 in Besitz genommen wurde, und selbst ein Amerikaner macht sich „auf die Beine“, als der Wettlauf um Kolonien sich verschärft. Eine winzige, in Südwestafrika aufgepflanzte Flagge markiert Angra Pequena, das am 24. April 1884 ein deutsches Protektorat geworden war, als der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz dort einen Handelsposten gründete. Die implizite Kritik des Kladderadatsch lautet, dass Bismarck in den 1880er Jahren so sehr in seine Sozialgesetzgebung vertieft war, dass er die Bedeutung kolonialer Besitzungen nicht erkannte. Quelle: “Die Südsee ist das Mittelmeer der Zukunft,” Kladderadatsch, Bd. 37, Nr. 32 (13. Juli 1884), S. 128.

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„Die Südsee ist das Mittelmeer der Zukunft” (13. Juli 1884)

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Original: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.