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Wandel im Freizeitverhalten der Westdeutschen (1983)

Zwischen der Mitte der sechziger und den frühen achtziger Jahren führte die Zunahme der Privateinkommen und der Rückgang der Arbeitszeit zu einem deutlichen Anstieg der Freizeitausgaben, gleichzeitig aber auch zu einer Verlagerung der Ausgaben auf Urlaub und Autos, was die Bedeutung des Fernsehens oder des Zeitungslesens reduzierte.

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Ausgaben für die Freizeit


Nach Einführung der 40-Stunden-Woche, des meist sechswöchigen Jahresurlaubs und der vorgezogenen Altersgrenze verfügen viele Menschen zu Beginn der achtziger Jahre über wesentlich mehr arbeitsfreie Zeit und folglich auch über mehr echte Freizeit als noch zehn oder zwanzig Jahre zuvor. Freizeitbeschäftigungen nehmen im Zeitbudget des einzelnen einen immer breiteren Raum ein. Parallel dazu lassen die Freizeitausgaben der Haushalte eine kräftig steigende Tendenz erkennen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nahmen die gesamten monatlichen Verbrauchsaufwendungen eines Vier-Personen-Arbeitnehmerhaushalts mit mittlerem Einkommen zwischen 1965 und 1982 von 881 DM auf 2 691 DM, also um 205 %, zu. Gleichzeitig kletterten die Aufwendungen für die Freizeit aber um 356 %.

Rund 428 DM gaben die befragten Haushalte 1982 für Sport und Spiel, Bildung und Unterhaltung, Hobby und Urlaub aus. Das entsprach etwa einem Sechstel (15,9 %) des Gesamtverbrauchs. Im Jahre 1965 wurden vom Verbrauchsbudget dagegen erst knapp 11 % für Freizeitzwecke abgezweigt. Die Beobachtung, daß der Anteil der Aufwendungen für Freizeitgüter mit steigendem Einkommen zunimmt, bestätigt sich auch bei einem Quervergleich zwischen Haushalten verschiedener Einkommenslage. Geringer als bei den Haushalten mit mittlerem Einkommen ist der Anteil des Freizeitverbrauchs bei den Zwei-Personen-Rentner-Haushalten (1982: 9,4 %), wesentlich größer jedoch bei den Vier-Personen-Haushalten von Angestellten und Beamten mit höherem Einkommen (1982: 18,7 %).

In der Zusammensetzung der Freizeitausgaben traten seit 1965 einige bemerkenswerte Veränderungen ein. Vom Gesamtbetrag, den die Haushalte mit mittlerem Einkommen für die Freizeitgestaltung aufwandten, beanspruchten der Urlaub, das Auto und die Heimwerkerausstattung 1982 einen deutlich höheren Prozentsatz als damals. Demgegenüber verloren die Ausgaben für die übrigen Freizeitgüter an Gewicht. Die mit Abstand größte Teilsumme steht seit jeher für Urlaubs- und Erholungsreisen zur Verfügung. Mit monatlich 123 DM war der Betrag, den die Haushalte mittlerer Einkommenslage 1982 dafür erübrigten, aber niedriger als in den beiden voraufgegangenen Jahren. Freizeitfahrten mit dem Pkw schlugen im Monatsdurchschnitt mit 63 DM zu Buch. Der dritte große Ausgabenposten – für Rundfunk, Fernsehen, Video usw. – belief sich, nach kräftigem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, auf 53 DM im Monat. Für ihre Lektüre (Bücher, Zeitungen, Zeitschriften) wandten die befragten Haushalte fast 44 DM auf. Eine etwas andere Reihenfolge ergab sich sowohl bei den Rentner- wie auch bei den besserverdienenden Angestellten- und Beamtenhaushalten: Dort standen Bücher und andere Druckerzeugnisse jeweils schon an dritter Stelle.



Quelle: „Ausgaben für die Freizeit“, Zahlenbilder, 1983, Nr. 9.

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