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Herkunft, Krieg, Familie – Michel von Ehenheim (1462/63-1518)

Michel von Ehenheim entstammte einer großen fränkischen Familie kaiserlicher Ritter, die seit langem den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach gedient hatten. Sein Werk, keine Autobiografie im heutigen Sinne, sondern eher eine Familienchronik, wurde zu Ehren und zur Unterhaltung seiner Verwandten und deren Nachkommen geschrieben. Ehenheims Leben im Dienst von Prinzen und Monarchen war vermutlich typischer für niedere Adlige seiner Zeit als die fortlaufenden Fehden und Streitereien des berühmteren Götz von Berlichingen. Im Gegensatz zu Burkard Zinks Erzählung ist Ehenheims Bericht vom häuslichen Leben eine karge Auflistung wichtiger Ereignisse und stellt eine Art Anhang zur Chronik dar. Dieser Text vermittelt in erster Linie die Verpflichtung eines Adligen zum militärischen Lebenswandel und bezeugt Ehenheims Stolz auf seine Herkunft und fränkische Identität.

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In dem namen des allmechtigen barmhertzigen ewigen guetigen gotes und der werdten junckfrauen Marien und des heiligen ritters sant Jorgen, auch in dem namen des heiligen bischofs sant Kilionis (1) unsers haupts, herrens des landes und hertzogthumbs zu Francken.

Als man zalt nach Christi unsers lieben herrn geburt dausent funfhundert und im funfzehnten jare, am achten tag sant Kilians hab ich Michel von Ehenheim zu Wallmerspach, ritter, dis buchlein angefangen und geschriben mit meiner eigen hand dem namen und geschlecht von Ehenheim zu guet wolgefallen und ewiger gedachtnus, wie ich mich dann solches, wie hernach volgt, fleissiglichen erfaren habe, sunderlich in dem land und hertzogthumb zu Francken, do sie am meisten gesessen sind und aldo begraben sind und ligen, und wie vil zunamen sie gehabt haben und noch zum thail haben, die noch leben, got geb lang! und wo einer von Ehenheim gehoret worden ist und bis in den driten erben behalten und mit doet an menigliche erben abgangen. Auch so würt der namen und das geschlecht von Ehenheim das eltiste vom adel in dem land zu Francken von menigelich genennt bis uf den heutigen tag.

Es ist auch kein underschied zwischen diesem namen und geschlecht weder mit schylt oder kleinot uf dem helm, sunder ein wappen. Darumb, lieben vettern und freunt und alle nachvolger aus diesem geschlecht, wollet solche ausschreibung und erfahrung von des namen wegen zu ewiger gedechtnus von mir Michaeln von Ehenheim, ritter, freuntlich und guetlich annemen, got dem allmechtigen und der werden muetter Marien für mich und alle aus dem namen getreulichen biten, das bin ich auch zu thun gewillt hie und, ob got will, dort für lebendia und doete ewiglich amen!

Anno do man zalt dausent vierhundert und neunzig jar do starb konick Mathiesch, ein konig zu Ungern, in der karwochen, und starb zu Wien in der burk, in konigs Lassleins gemach, und wart haimlichen tod von Wien uf der Thunaue gen Stulweisseuburg gefurt worden und in die kirchen begraben. Und ich Michael von Ehenheim bin oben dem grab gewesen, als nachvolgend Stulweissenburg von dem Romischen konig gewonnen worden. [ . . . ]

Item in diesem jar überzoch herzog Sigmund von Osterreich (2) dem Romischen konig Maximilian sein lant und leut; dobei bin ich auch gewesen, als ich an des Romischen konigs hof was, und het solches zu Innbruck gesehen in gegenwart seines gemahels, ein herzogia von Sachsen. Und dabey was marggraf Sigmund zu Brandenburg und etwan vil grafen und herrn. Auch so hat kaiser Friderich alein herzog sein gewalt und sonderlich dem Romischen konig auch geben, das der konig und die gewalthaber solten solich lant und leuten underhuldung annemen als den nechsten erben und erzherzog in Osterreich. Solchs ist geschehen in der vasten 1491 jar. [ . . . ]



(1) Schutzheiliger des Bisthums Würzburg († 688). [Alle Fußnoten stammen aus Horst Wenzel, Hg., Die Autobiographie des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, Band 2, Die Selbstdeutung des Stadtbürgertums. München: Wilhelm Fink Verlag, 1980, S. 174-77, 180-82, 184-86.]
(2) Sigumund der Einfältige, Graf von Tirol; nahm, da er keine rechtmäßigen Kinder hatte, Maximilian I. als Sohns an.

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