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„Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!”: Bismarck spricht zum Reichstag (6. Februar 1888)

Der folgende Text ist ein Auszug aus einer der berühmtesten Reden Bismarcks. „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!“ – dieses Zitat feierten und riefen sich deutsche Nationalisten ad nauseam in Erinnerung. Doch tatsächlich kommt diese bewegende Formulierung ganz am Ende der Rede und ihr geht Bismarcks Erklärung voran, dass das deutsche Reich, eine „gesättigte Nation“, es vermeiden müsse, in gefährliche Koalitionen und Konflikte verwickelt zu werden. Außerdem folgt auf die berühmte Äußerung eine, die von den meisten Deutschen ignoriert wurde: „[U]nd die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen lässt.“ Es handelte sich hierbei um Bismarcks letzte große Reichstagsrede zur Außenpolitik vor seiner Entlassung im März 1890.

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[ . . . ] vor weiteren Verwickelungen, deren Koalitionsergebnisse niemand vorher beurteilen kann, daß dieser Zustand ein permanenter ist bei uns, und daß wir uns darauf ein für allemal einrichten müssen: wir müssen, unabhängig von der augenblicklichen Lage, so stark sein, daß wir mit dem Selbstgefühl einer großen Nation, die unter Umständen stark genug ist, ihre Geschicke in ihre eigene Hand zu nehmen, auch gegen jede Koalition –

(Bravo!)

mit dem Selbstvertrauen und mit dem Gottvertrauen, welches die eigene Macht verleiht und die Gerechtigkeit der Sache, die immer auf deutscher Seite bleiben wird nach der Sorge der Regierung –, daß wir damit jeder Eventualität entgegensehen können und mit Ruhe entgegensehen können.

(Bravo!)

Wir müssen, kurz und gut, in diesen Zeiten so stark sein, wie wir irgend können, und wir haben die Möglichkeit, stärker zu sein als irgend eine Nation von gleicher Kopfstärke in der Welt;

(Bravo!)

– ich komme darauf noch zurück –, es wäre ein Vergehen, wenn wir sie nicht benutzten. Sollten wir unsere Wehrkraft nicht brauchen, so brauchen wir sie ja nicht zu rufen. Es handelt sich nur um die eine nicht sehr starke Geldfrage, – nicht sehr starke, wenn ich beiläufig erwähne – ich habe keine Neigung, auf die finanziellen und militärischen Ziffern einzugehen –, daß Frankreich in den letzten Jahren 3 Milliarden auf die Verbesserung seiner Streitkräfte verwandt hat, wir kaum 1½ mit Einschluß dessen, was wir Ihnen jetzt zumuten.

(Hört, hört! rechts.)

Indessen ich überlasse es dem Herrn Kriegsminister und den Vertretern der Finanzabteilung, das auszuführen.

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