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Lebensmittelausgaben zweier Arbeiterfamilien (1887-1888)

In den 1870er und 1880er Jahren machten die Kosten für Lebensmittel etwa 60% der Gesamtausgaben einer typischen Arbeiterfamilie aus – mit einigen auf dem Gesamteinkommen der Familie und der Zahl der Kinder basierenden Schwankungen. Die unten aufgeführte Tabelle listet die Ausgaben zweier Arbeiterfamilien auf. Die erste Familie hatte weniger Geld pro Kopf für Lebensmittel zur Verfügung als die zweite. Beide gaben am meisten für Brot aus: 21,5% und 28,1% der gesamten Lebensmittelausgaben. Der nächstgrößte Anteil entfällt auf Fleischwaren (einschließlich Wurst). Diese Ausgaben scheinen große Unterschiede bei einigen Posten aufzuweisen: Beispielsweise gab die erste Familie lediglich 1,3% für Butter aus, während die zweite Familie dafür 16% aufwendete. Die nächste Zeile allerdings zeigt, dass die erste Familie mehr Geld für Fette und Schmalz verbrauchte.

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Der Verbrauch an Nahrungsmitteln in zwei Arbeiterfamilien 1887-1888

Nahrungsgut

7/8köpfige Arbeiterfamilie
nach Opificius (1888)

5köpfige Arbeiterfamilie
nach Mehner (1887)

in Mark

in v.H.

in Mark

in v.H.

Brot

140,77

21,5

183,04

28,1

Brötchen

21,25

3,3

Semmel

13,00

2,0

Kartoffeln

24,14

3,7

60,84

9,4

Mehl

7,85

1,2

10,40

1,6

Reis (Graupen)

10,40

1,6

Butter

8,41

1,3

109,20

16,7

Fette und Schmalz

28,83

4,4

11,44 (a)

1,8

Salat- und Rüböl

10,66

1,6

Rindfleisch

40,08

6,3

22,36

3,4

Diverses Fleisch

9,94

1,5

15,60

2,4

Wurst (b)

19,90

3,1

15,60

2,4

Hering (c)

10,40

1,6

Milch

50,45

7,9

Käse (c)

5,55

0,9

Quark

6,24

1,0

Eier

11,28

1,7

20,80 (d)

3,2

Gemüse

11,96

1,9

13,00

2,0

Hülsenfrüchte

4,15

0,7

Sonst. Suppensach.

14,12

2,2

Zwiebeln

1,04

0,2

Obst

8,08

1,3

Zucker

19,09

2,9

Salz, Essig, Gewürze

11,46

1,8

5,20 (d)

0,8

Honig oder Latwerg

1,71

0,3

Kaffee

33,88

5,2

15,60

2,4

Kaffeesurrogate

1,85

0,3

10,40 (e)

1,6

Bier

27,04 (f)

4,2

Spirituosen

15,00

2,3

31,20

4,8

Zehrung i. Geschäft

95,02

14,6

57,72 (g)

8,8

Wirtshauszehrung (h)

45,26

7,1

Diverses

6,11

0,9

Summe

646,53

100,0

650,52

100,0



a) Mehner führt nur Rindstalg an.
b) Hierbei ist zu beachten, daß der Verbrauch an Wurst, Hering und Käse in der Familie nach Mehner wesentlich höher war, jedoch in den Posten „Zehrung im Geschäft“ mitenthalten ist, da beide Ehepartner in der Fabrik arbeiteten.
c) Der Eierverbrauch zerfällt bei Mehner in zwei Rubriken: „Eier“ sowie „Salat und Eier“. Da letzterer nicht zu trennen ist, wurde er dem Eierkonsum zugeschlagen.
d) Bei Mehner nur Salz ausgewiesen.
e) Bei Mehner nur „Gerste“ angeführt.
f) Auch der Bierkonsum ist höher, doch geht das während der Arbeitspausen genossene Bier in den Posten „Zehrung im Geschäft“ ein.
g) Vom Verfasser zusammengestellt aus dem Posten: Wurst oder Käse (34,32 Mark), Gurke oder Käse (3,64 Mark), Gurke oder Hering (4,16 Mark) sowie Braunbier (15,60 Mark).
h) In der Tabelle bei Opificius heißt es: Wirtshauszehrung und Tabak. Weil dieser Posten nicht zu trennen war, wurde er insgesamt aufgeführt. Der Tabakkonsum des Arbeiters bei Mehner macht 34,32 Mark aus. Vgl. Mehner, a.a.O., S. 309. Er wurde hier weggelassen. Der Wirtshausverzehr des Arbeiters bei Mehner ist im Bierkonsum mitenthalten.



Quelle: L. Opificius, „Haushaltsbudget eines Arbeiters in einer chemischen Fabrik“, Frankfurter Arbeiterbudgets (Schriften des freien deutschen Hochstiftes) (Frankfurt a.M., 1890), S. 69-70, und H. Mehner, „Der Haushalt und die Lebenshaltung einer Leipziger Arbeiterfamilie“, in Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reiche 11 (1887), S. 310, beide auch in Lothar Schneider, Der Arbeiterhaushalt im 18. und 19. Jahrhundert. Berlin, 1967, S. 158-59.

Abgedruckt in Gerd Hohorst, Jürgen Kocka und Gerhard A. Ritter, Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch II, 2. Ausg. München: Beck, 1978, S. 118-19.

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