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Himmlers Antwort auf Beschwerden im Zusammenhang mit seinem „Fortpflanzungserlass” vom 28. Oktober 1939 (20. Januar 1940)

Im Jahre 1939 waren die deutsche Bevölkerung, die Kirchen, aber auch zahlreiche Vertreter von Staat, Partei und Wehrmacht anscheinend noch nicht bereit, ihre konservativen Sozialwerte zugunsten von Himmlers radikalbiologischer Bevölkerungspolitik aufzugeben. In der folgenden Stellungnahme vom 20. Januar 1940 ging Himmler auf verschiedene Aspekte der Kontroverse um seine Oktoberweisung ein.

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Berlin, den 30. Januar 1940.

Der Reichsführer-SS und
Chef der Deutschen Polizei
im Reichsministerium des Innern


An alle Männer der SS und Polizei

Mein Befehl vom 28. Oktober 1939, in dem ich Euch an Eure Pflicht ermahnte, möglichst während des Krieges Väter von Kindern zu werden, ist Euch bekannt.

Diese Veröffentlichung, die anständig gedacht und anständig aufgenommen, in die Zukunft vorausblickend vorhandene Probleme ausspricht und offen dazu Stellung nimmt, hat bei manchen zu Nichtverstehen und Mißverstehen Anlaß gegeben. Ich halte es daher für notwendig, daß jeder von Euch in aller Offenheit weiß, welche Zweifel und welche Mißverständnisse aufgetreten sind und was dazu zu sagen ist.

1. Man stößt sich insgesamt an der klar ausgesprochenen Tatsache, daß es uneheliche Kinder gibt und daß ein Teil der unverheirateten und alleinstehenden Frauen und Mädel zu allen Zeiten außerhalb einer ehelichen Verbindung Mütter solcher Kinder geworden sind, heute sind und auch in Zukunft sein werden.

Hierüber ist nicht zu diskutieren, denn darauf gibt die beste Antwort der Brief des Stellvertreters des Führers an eine uneheliche Mutter, den ich Euch zusammen mit meinem Befehl vom 28. Oktober 1939 beilege.

2. Das stärkste Mißverstehen befaßt sich mit dem Absatz, der lautet:

Über die Grenzen vielleicht sonst notwendiger bürgerlicher Gesetze und Gewohnheiten hinaus wird es auch außerhalb der Ehe für deutschen Frauen und Mädel guten Blutes eine hohe Aufgabe sein können, nicht aus Leichtsinn, sondern in tiefstem, sittlichem Ernst Mütter der Kinder ins Feld ziehender Soldaten zu werden, von denen das Schicksal allein weiß, ob sie heimkehren oder für Deutschland fallen.

Die SS- Männer würden danach – so mißverstehen das manche – aufgefordert, sich den Frauen der im Felde stehenden Soldaten zu nähern. So unverständlich für uns ein solcher Gedanke ist, so muß dazu Stellung genommen werden.

Was glauben eigentlich die Menschen, die derartige Meinungen verbreiten oder nachsprechen von den deutschen Frauen? Selbst wenn in einem 82-Millionen-Volk aus Niedertracht oder aus menschlicher Schwäche irgendein Mann sich einer verheirateten Frau nähern sollte, so gehören zur Verführung doch zwei Teile: einer, der verführen will, und einer, der sich verführen läßt.

Wir sind über unsere Ansicht hinaus – daß man sich der Frau eines Kameraden nicht nähert – der Meinung, daß die deutsche Frau wohl insgesamt selbst die beste Hüterin ihrer Ehre ist. Andersgeartete Meinungen müßten von allen Männern einheitlich als Beleidigung der deutschen Frauen zurückgewiesen werden.

Weiterhin wird die Frage aufgeworfen, warum für die Frauen der SS und Polizei, so wie es in dem Befehl vom 28. Oktober 1939 heißt, in besonderem Maße gesorgt wird und nicht ebenso für alle anderen.

Die Antwort ist sehr einfach: Weil die SS aus ihrer Kameradschaft und aus ihrem Opferwillen heraus durch freiwillige Beiträge von Führern und Männern – die übrigens seit Jahren an den Verein „Lebensborn“ gezahlt werden – die Mittel dafür aufbringt.

Damit dürfte jedes Mißverständnis aufgeklärt sein.

An Euch, SS-Männer, aber liegt es, wie in allen Zeitabschnitten, in denen weltanschauliche Erkenntnisse vertreten werden müssen, das Verständnis der deutschen Männer und der deutschen Frauen für diese heilige, über jede Leichtfertigkeit und jeden Spott erhabene Lebensfrage unseres Volkes zu gewinnen.

DER REICHSFÜHRER-SS
H. Himmler



Quelle: Great Britain, Foreign Office, Aus deutschen Urkunden 1935-1945. o.O, o. J. [1946?], S. 174-75.

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